Schulassistenzen: Ein besseres Modell zur Unterstützung von Benachteiligten

Schulassistenzen an Bremens Schulen sollen neu organisiert werden können. Einen entsprechenden Antrag hat die Regierungskoalition in der Bürgerschaft am Dienstag beschlossen. Ziel ist es, die Assistenzkräfte zu festen Bestandteilen der Schulteams zu machen, sie effektiver einzusetzen und Bürokratie abzubauen.

Wichtige Unterstützung – mit Handicap

Sowohl die Schulen als auch die Assistent:innen selbst wünschen sich eine andere Organisation der Schulassistenzen als bisher. Nun hat ebenfalls die ‚Expertise Inklusion 2022’ bestätigt, dass es reichlich Verbesserungspotenzial gibt: So sind beispielsweise Schulassistenzen verschiedener Träger häufig in ein und derselben Klasse beschäftigt. Dabei sind sie individuell nur jeweils für eines der Kinder verantwortlich – nämlich dasjenige Kind, für das sie durch den Träger beauftragt wurden. Über diesen Auftrag hinaus darf sich die Schulassistenz nicht um andere Kinder kümmern. Das bedeutet in der Praxis: Ist dieses eine Kind nun krank oder sonstwie schulabwesend, braucht die Assistenz nicht zur Schule zu kommen oder wird von ihrem Träger zu einer anderen Schule beordert. Ist die Assistenz bereits in der Schule eingetroffen, obwohl das zu betreuende Kind fehlt, darf sie keine anderen Kinder betreuen.

Dies ist für alle Beteiligten natürlich eine sehr unglückliche Situation, die verbessert werden muss.

Den Weg zur Schulassistenz zugänglicher gestalten

Der bürokratische Weg hin zu einer Schulassistenz und damit dringend benötigter Unterstützung ist für die Betroffenen oft lang und steinig. Damit Kinder, die von einer seelischen Behinderung bedroht sind, überhaupt eine persönliche Assistenz erhalten können, müssen sie und ihre Eltern zunächst ein kompliziertes und langwieriges Antragsverfahren durchlaufen, damit ihr Recht auf Teilhabe an Bildung gewährleistet wird. Dieses komplizierte Verfahren stellt viele vor fast unüberwindliche Hürden und bringt für die betroffenen Kinder eine zusätzliche Gefahr der Stigmatisierung mit sich.

Assistenzen verbessern – Unsicherheiten beseitigen

Daher ist die gegenwärtige Situation für niemanden befriedigend – sie muss schleunigst verbessert werden. Denn zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass die Schulassistenzen nicht nur besonders benötigte Fachkräfte in den Schulklassen sind. Sie sollten vielmehr auch Teil des Teams in den Schulen sein. Die gegenwärtige Fragmentierung durch die Anstellung bei verschiedenen Trägern und eine Rechtslage, bei der eine Assistenzkraft eben nur für ein bestimmtes Kind zuständig ist und kein anderes Kind betreuen darf, stellt eine große Unsicherheit innerhalb des Systems inklusiver Schule dar. Dies betrifft das Verhältnis zwischen fest angestellten Personen an den Schulen und denjenigen, die von Trägern außerhalb kommen, nur für ein Kind zuständig sind und nur Zeitverträge haben.

Dadurch herrscht für alle eine große Unsicherheit, ob die gleiche Vertrauensperson tatsächlich im nächsten Schuljahr wiederkommt oder nicht. Vertrauen, eine konstruktive Bindung und eine gute Kooperation sind aber nur möglich, wenn alle Beteiligten Sicherheit haben.

Ein neues Modell für Schulassistenzen

Der am 5. Juli in der Bremischen Bürgerschaft beschlossene Antrag sieht daher vor, zunächst in einer Pilotphase den systemischen Ansatz zu erproben. Meine Fraktion und ich halten eine systemische Lösung für sinnvoll, weil dadurch die Kollegien in ihrer Kooperationsarbeit gestärkt und die Assistenzen ein fester Bestandteil des multiprofessionellen Teams der Schule werden. Auf diese Weise stehen sie verlässlich vom ersten Schultag an zur Verfügung, die Identifikation mit der Schule wächst und Synergieeffekte entstehen, durch die Bürokratie abgebaut werden kann.

Auch für die betroffenen Kinder und ihre Eltern entstehen Vorteile: Die individuellen Antragstellungen können entfallen, da die personellen Ressourcen bereits präventiv – also einzelfallunabhängig und inklusiv sowohl individuell als auch auf die Lerngruppen ausgerichtet in den Schulen vorhanden sind.

Diese systemische Lösung bietet viele Vorteile. Andere Kommunen wie Oldenburg machen uns bereits vor, dass dieser Ansatz funktioniert. Die SPD-Fraktion und ich sind daher überzeugt davon, dass diese Lösung der richtige Weg ist, weg von dem einzelfall- und antragsbasierten Verfahren hin zu einer systemischen Lösung. Der Modellversuch wird auch aufzeigen, wie dieses Modell im Falle einer positiven Auswertung in die Fläche gebracht werden kann.

Fazit

Durch unseren Beschluss in der Bremischen Bürgerschaft erreicht die SPD-Fraktion mehr Verbindlichkeit für die Schulassistenzen und eine bessere Versorgung der betroffenen Kinder. Wir werden ein neues Schulassistenzmodell erproben, das weg von dem ineffektiven und diskriminierenden Einzelfall- und Antragsverfahren führt. Stattdessen werden wir eine neue Lösung erproben, die spürbare Verbesserungen für Schüler:innen, deren Eltern, die Schulen und natürlich die Schulassistenzen bringt und eine Weiterentwicklung der inklusiven Schule bedeutet.

Meine Rede vor der Bremischen Bürgerschaft am 5 Juli.

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